Dienstag, 2. Oktober 2012

Rezension: Das Haus in der Löwengasse - Petra Schier






 Titel: Das Haus in der Löwengasse
Autorin: Petra Schier
Seiten: 352
Verlag: Rowohlt Verlag
  Preis: 8, 99 Euro
Ersterscheinung: 01. 09. 12





Inhalt:
1823: Die 23-jährige Pauline ist nach dem unerwarteten Tod ihres Onkels auf sich allein gestellt und da sie als Frau nicht erbberechtigt ist, muss sie sich ihren Lebensunterhalt als Gouvernante in Bonn verdienen. Doch der Hausherr hat andere Pläne mit Pauline und stellt ihr nach. Als sie eines Tages auf der Flucht vor ihm von seiner Frau erwischt wird, steht sie plötzlich ohne viel Habe auf der Straße. Sie flieht nach Köln, wo sie durch Zufall eine Stelle als Magd bekommt und dabei dem reichen, etwas mürrischen und vielbeschäftigtem Witwer Julius Reuther begegnet. Dieser erkennt ihr Talent und stellt sie als Gouvernante für seine beiden Kinder ein. Mit der Zeit lebt Pauline sich gut in den Haushalt ein und die beiden verlieben sich ineinander. Doch Julius Fabrik ist in Gefahr. Er benötigt dringend Geld, das er nur durch die Heirat mit der reichen Frieda bekommen kann. Entscheidet er sich für die Liebe oder seine Existenz?

Meinung:
Das Haus in der Löwengasse war mein erster historischer Roman aus der Feder von Petra Schier und ich muss sagen, dass sie mich damit vollkommen überzeugen konnte. Sie schafft es gekonnt den Leser in das frühe 19. Jahrhundert zu versetzen. Man nimmt ab der ersten Seiten Anteil an Paulines Geschichte und erfährt dabei wie schwer es Frauen zu der damaligen Zeit hatten. (Sie darf als Frau weder ihre Eltern, noch ihren Onkel beerben, gehört als 23-jährige unverheiratete Frau schon fast zum alten Eisen und hat ohne Verwandte, wenig Chancen noch einen guten Ehemann zu finden und muss sich den Nachstellungen ihres Arbeitgebers fügen, ohne dass sie wirklich etwas dagegen unternehmen kann.)

Die Autorin steigert dabei bereits zu Beginn das Interesse des Lesers, indem sie mit Rückblenden arbeitet und man von Paulines tragischem Schicksal in Bonn nur nach und nach die komplette Wahrheit erfährt. Auch wenn man es sich bereits früher denken kann, sind diese Enthüllungen wirklich ergreifend beschrieben. Dies und auch die Geheimnisse über Julius Widersacher, der ihn in den Ruin treiben will verleihen der Geschichte ihre Spannung.  

Die Charaktere sind wunderbar authentisch und lebensecht beschrieben. Man bekommt beim Lesen das Gefühl diese Personen wirklich kennenzulernen.
So ist Pauline eine rundum sympathische Hauptprotagonistin. Sie ist durch ihre tragischen Erfahrungen in Bonn gezeichnet und traumatisiert, lässt sich davon aber nicht unterkriegen. Der Leser erlebt sie stark und selbstbewusst. Ihr Umgang mit den Kindern ist sehr einfühlsam und trotzdem strahlt sie eine gewisse Autorität aus, von der auch Julius einen Teil abbekommt. Ich musste oft grinsen, als sie sich die beiden ihre amüsierenden Wortgefechte liefern.  Ihre Gefühle für Julius will sie sich nicht eingestehen, was sie aber weder dumm oder naiv wirken lässt, sondern sie irgendwie noch sympathischer macht. Julius und die Kinder sind ihr so wichtig, dass sie dafür sogar ihr eigenes Glück hinten anstellt und Julius darin bekräftigt Frieda zu heiraten.

Julius wirkt zu Beginn mürrisch, kalt und hartherzig. Doch im Laufe des Romans werden seine netten und liebevollen Seiten immer deutlicher. Er gibt Pauline die bedingungslose Möglichkeit mit ihrer Vergangenheit abzuschließen.  Denn auch er ist gezeichnet von alten Wunden, die ihn heute noch quälen. So ist er hinter seiner harten Schale ist ein wirklich guter Mann und hat für die damalige Zeit faire und moderne Ansichten.  Seine Ehrlichkeit ist erfrischend und einfach umwerfend und seine Selbstdisziplin einfach zu bewundern.
Doch auch die Nebencharaktere sind wirklich gut geworden und füllen den Roman durch ihre kleinen, aber besonderen Details mit Leben.

Frau Schier überträgt durch ihrer einfühlsame und auch spannende Erzählweise geschickt die Gefühle ihrer Charaktere auf den Leser und entführt ihn in die Handlung.  Die Liebesgeschichte von Pauline und Julius wirkt dabei zu jeder Zeit glaubhaft und kann auch ohne Kitsch überzeugen. Es ist einfach nur schön zu erleben, wie die beiden langsam zueinander finden. Auch ihre Gewissensbisse, die Verzweiflung und die endgültigen Entscheidungen sind für den Leser nachvollziehbar dargestellt. Und gegen Ende ist sogar noch eine kleine Spur Erotik vorhanden.

Fazit:
Ein wunderschöner historischer Liebesroman, der auch ohne Kitsch überzeugen kann. Die gefühlvollen und spannenden Beschreibungen, werden durch humorvolle Wortgefechte und genau der richtigen Menge an Informationen aus der damaligen Zeit abgerundet.  5 von 5 Buchherzen und eine Leseempfehlung für alle, die gerne auch mal etwas ruhigere und gefühlvolle Bücher lesen.

2 Kommentare:

  1. Wunderschöne Rezi zu einem fantastischen Buch! Klasse, dass euch das Buch auch so gut gefallen hat wie mir. Ein Buch, das süchtig macht!
    LG Anja

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  2. Danke :)
    Jop, da kann ich dir nur zustimmen :)

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